EU geht gegen “gesunde” Margarine vor

19. Februar 2014
Lungenkrebs hämatogene MetastasierungLungenkrebs Metastasen werden häufig hämatogen verteilt

Der Großkonzern Unilever muss zukünftig Warnhinweise auf seine cholesterinsenkende Margarine becel pro.activ drucken. Die EU hat eingegriffen, denn die Margarine ist möglicherweise gesundheitsschädlich.

Vitaminreiche Bonbons, stoffwechselanregende Joghurtdrinks oder calciumliefernde Milchschnitten. Die Werbung schreibt Lebensmitteln gerne mehr Eigenschaften und Effekte zu als diese tatsächlich besitzen. So auch der Großkonzern Unilever, der seine Margarine Becel pro.activ als cholesterinsenkend vermarktet hat, ohne bis dato explizit  darauf hinzuweisen, dass sie ausschließlich für betroffene Menschen vorgesehen ist. Aktuelle Untersuchen zu möglichen Gesundheitsschäden alarmieren die EU und nun sind Hersteller  seit 15. Februar 2014 verpflichtet Verpackungen mit Warnhinweisen zu versehen.

Phytosterine senken Cholesterinwerte im Blut

Ursächlich für die Aufruhr sind Phytosterine, die in der benannten Becel pro.activ in erhöhter Konzentration vorkommen. Chemisch gesehen sind diese eng mit Cholesterin verwandt, werden jedoch so gut wie gar nicht vom Körper verstoffwechselt. Über die Leber gelangen sie in den Dünndarm, wo sie Cholesterin aus resorbierfähigen Mizellen verdrängen. Als Folge nimmt der Körper weniger Cholesterin auf, regt jedoch auch geringfügig die Eigenproduktion an. In der Gesamtbilanz kommt es durch die Phytosterine zu einer Senkung des Cholesterinspiegels.

Gefahr für gesunde Menschen

Laut der Verbraucherorganisation foodwatch haben aktuelle Studien gezeigt, dass Phystosterine zu schädlichen Ablagerungen in Blutgefäßen und somit zu einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen führen. Becel sollte ausschließlich von Menschen verzehrt werden, die an erhöhten Cholesterinwerten leiden. Um gesunde Konsumenten und Kinder von dem Produkt fernzuhalten, trägt die EU durch die verschärfte Verordnung 718/2013 ab 15. Februar mit Warnhinweisen Rechnung. Sie verpflichtet Hersteller dazu, auf Lebensmitteln mit Phytosterinen in angemessener Weise darauf hinzuweisen, dass die Erzeugnisse ausschließlich für Personen bestimmt ist, die ihren Cholesterinspiegel im Blut senken möchten.

Phytosterine schädlich für Blutgefäße

Prof. Dr. Weingärtner und Kollegen von der Uniklinik Homburg/Saar erforschten die Wirkung von Phytosterinen auf das Gefäßsystem des Menschen. Wie sie durch Versuche an Mäusen feststellen konnten, stören die pflanzlichen Sterine die Gefäßfunktion und verstärken ischämische Hirnschäden, berichteten sie im „Journal of the American College of Cardiology”.

Verbraucherschützer: Hinweis reicht nicht aus

Für die Verbraucherschützer von foodwatch  ist der Warnhinweis der erste Schritt in die richtige Richtung, er reicht jedoch nicht aus. Da die phytosterinhaltigen Produkte im Supermarkt direkt neben konventionellen Margarinen stehen, werden sie auch von zahlreichen gesunden Kunden gekauft. Die Verbraucherschützer fordern deshalb ein komplettes Verkaufsverbot.

Verbraucherschützer: Langzeitstudien fehlen

Seit Jahren gibt es Auseinandersetzungen zwischen foodwatch und Unilever wegen der cholesterinsenkende Margarine. Laut der Verbraucherschützer komtt der Konsum der Margarine von gesunden Menschen einer Selbstmedikation ohne ärztlichen Befund gleich. Um die Sicherheit für Nicht-Kranke zu garantieren, sind Langzeitstudien notwendig. Diese hat Unilever „bis heute nicht durchgeführt“,  erklärt Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelkennzeichnung bei „foodwatch“. „Wenn ein Lebensmittel nicht zweifelsfrei sicher ist, darf nicht nur in einer Fußnote vor dem Verzehr gewarnt werden – es muss vom Markt genommen werden.“

Unilever: eigentliches Thema Cholesterin geht in Debatte unter

Von Seiten des Herstellers ist die momentane Aufregung um ihre Margarine unbegründet. Für Konstantin Bark, Pressesprecher von Unilever „geht in der ganzen Debatte leider wie immer unter, wie wichtig das Thema Cholesterin ist“. Schließlich leidet ein Großteil der europäischen Bevölkerung an einem erhöhten Cholesterinspiegel und genau diesen Menschen wolle man helfen.

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