142 Tote durch MRSA-Keime
Seit 2009 werden Todesfälle, die auf multiresistente Keime zurückzuführen sind, in Niedersachsen gemeldet.
Laut dem Landesgesundheitsamt Niedersachsen oder kurz NLGA sind seit Meldebeginn 142 Menschen an einer Infektion mit MRSA-Keimen gestorben.
Inhaltsverzeichnis
Meldepflicht erst seit 2009
In Niedersachsen besteht eine Meldepflicht, für Infektionen mit multiresistenten MRSA-Keimen, erst seit 2009.
142 Patienten sind seit Meldepflicht an einer Infektion mit diesen Keimen gestorben. Bisher wurden dem Landesgesundheitsamt Hannover insgesamt 2.114 Infektionen gemeldet.
2013 wurden alleine in Niedersachsen 528 MRSA-Infektionen nachgewiesen. Im gleichen Jahr starben 26 Menschen an der Infektion.
Was sind MRSA-Keime?
Bei den sogenannten MRSA-Keimen handelt es sich um Staphylokokken-Erreger. Diese sind gegen alle gängigen Beta-Lactam-Antibiotika, die derzeit auf dem Markt verfügbar sind, resistent. So wirkt zum Beispiel auch Penicillin nicht gegen den gefährlichen Erreger.
Bisher kann eine Infektion mit MRSA-Keimen nur mit Hilfe von sogenannten ‚Reserve-Antibiotika‘ behandelt werden.
Menschen mit einem geschwächten Immunsystem haben ein besonders hohes Risiko zu erkranken.
Symptome bei einer MRSA-Infektion
Patienten, die erkrankt sind, können unterschiedliche Symptome aufweisen. Hier wären unter anderem Entzündungen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen oder eine Blutvergiftung zu nennen.
Der Staphylokokken-Erreger kommt vor allem in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Reha-Einrichtungen vor. Das fatale daran ist, dass sich der Erreger dort relativ schnell weiter verbreiten kann.
Ältere Menschen besonders gefährdet
MRSA-Keime stellen insbesondere für ältere Menschen eine Gefahr dar.
Im Jahr 2013 waren über 60 Prozent aller Erkrankten 70 Jahre alt oder älter. Nicht zuletzt aus diesem Grund beobachtet das Landesgesundheitsamt Niedersachsen die Resistenzentwicklung verschiedenster Bakterien besonders genau.
Resistente Keime sind rückläufig
Der Anteil resistenter Keime ist bei einigen Erregern leicht rückläufig. Hierzu zählen auch die MRSA-Keime. Dennoch muss vor resistenten Keimen eindringlich gewarnt werden.
In den letzten Jahren ist die Zahl einiger resistenter Darmbakterien deutlich gestiegen. Diese sind mittlerweile gegen mehrere Antibiotika resistent.
Matthias Pulz, Leiter des NLGA, erklärte gegenüber der NOZ, dass er davon ausgeht, dass sich der Trend auch weiterhin fortsetzt. Der Experte forderte eine bessere Hygiene in Krankenhäusern. Außerdem solle eine gezieltere Verschreibung von Antibiotika erfolgen.
Krankheitserreger werden in ihrer Entwicklung begünstigt
Die Behörden kritisieren zunehmend den unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika. Hierdurch könne die Entwicklung von resistenten Krankheitserregern begünstigt werden, hieß es.
Zu häufige Verordnung von Antibiotika
Das Antibiotika gegen viele Krankheitserreger nicht mehr helfen, scheint ein hausgemachtes Problem zu sein.
Gerhard Bojara, der Leiter des Osnabrücker Gesundheitsdienstes, erklärte der NOZ, dass das Problem in naher Zukunft nicht mehr in den Griff zu bekommen sei, wenn nicht bald ein Umdenken stattfände.
Der Experte kritisierte, dass vor allem im ambulanten Bereich zu häufig und zu viele Antibiotika verordnet würden. In der Winterzeit würden virale Erkältungskrankheiten meist mit Antibiotika behandelt, was falsch sei. Dies sei ein allgemeines Ausbildungsproblem in der deutschen Ärzteschaft, meinte Bojara.