Sport als Therapie für Krebspatienten

28. Februar 2014
Kann zu viel Sport schädlich sein?Ab wann ist zu viel Sport ungesund und welche Auswirkungen auf den herzen hat es? Marathonläufer und Ausdauersportler sind betroffen

Lange Zeit wurde Krebspatienten geraten keinen Sport zu treiben, um ihren Körper und ihre Kräfte zu schonen. Aktuelle Studien beweisen das Gegenteil. Heute weiß man, dass körperliche Aktivität das Immunsystem stärkt und körpereigene Killerzellen aktiviert.

In den 1980er und 1990er wurden Krebspatienten angewiesen sich kaum oder gar nicht zu bewegen, berichtet Sportmediziner Freek Baumann gegenüber dem Deutschlandfunk.“ Dann ging’s rüber in die moderate sanfte Aktivität: bitte nicht anstrengen! Diesen Aspekt der anstrengenden Intervention können wir jetzt nicht mehr per se verbieten. Und das ist eine ganz wichtige Botschaft, die sofort in die Versorgung übertragen werden muss“, erklärt Baumann weiter.

Sport gut für Körper und Geist

Sportmediziner der Deutschen Sporthochschule Köln befassten sich mit den Auswirkungen von Sport auf den körperlichen als auch den seelischen Zustand tumorerkrankter Menschen. Ihr sogenanntes Halbmarathon-Projekt wurde auf dem vergangenen Deutschen Krebskongress in Berlin präsentiert und liefert spannende Ergebnisse.

Im Rahmen ihrer Untersuchungen wurden eine Gruppe Tumorerkrankter und eine Gruppe gesunder Menschen mit jeweils 15 Teilnehmern mit individuell gestalteten Trainingsplänen ausgestattet. Über ein halbes Jahr trieben die Teilnehmer wie angewiesen regelmäßig Sport – von Laufen über Ausdauer bis hin zum Krafttraining war alles in ihrem Programm integriert.

Trainiert wurde drei- bis fünfmal die Woche, Ruhetage waren ebenfalls Pflicht. Baumann erklärt: „Unsere Empfehlung bereits jetzt: 24 bis 48 Stunden nach Operation erste bewegungstherapeutische Anwendung am Patienten. Unter Chemotherapie, unter Hochdose-Chemotherapie ist körperliche Aktivität machbar, sogar unter den aggressivsten Chemotherapie. Auch unter Bestrahlung.“

Sport hebt Stimmung und steigert Wohlbefinden

Molekulare Prozesse im Gehirn, die durch Sport ausgelöst werden, bedingen eine gesteigerte Ausschüttung an Endorphinen und den Neurotransmittern Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt sich positive auf das Gemüt der Patienten aus und macht sie seelisch robuster und ausgeglichener.

Patienten fühlten sich nach Sport besser

Die aus Befragungen und körperlichen Untersuchungen erhobenen Daten zeigen, dass sich die Gesunden als auch die Krebspatienten nach ihrem regelmäßigen Training besser fühlten. Wie genau und über welche Mechanismen sich die Bewegung positiv auf die Körperzellen auswirkt, muss jedoch noch weitergehend erforscht werden.

Professor Wilhelm Bloch erklärt, dass es für die Tumorbekämpfung von zentraler Bedeutung ist, „das Immunsystem zu stärken“. Er vermutet, dass Sport die natürlichen Killerzellen des Körpers aktiviert oder zumindest unterstützend im Kampf gegen die bösartigen Tumorzellen wirkt.

Sport fördert Killerzellen

Die Ergebnisse der Kölner Studie bestätigen Prof. Blochs Vermutung. Die Sportmediziner fanden heraus, dass sowohl bei den gesunden Teilnehmern als auch bei den Krebspatienten die Zahl der natürlichen Killerzellen anstieg. Es ist also bewiesen, dass Sport die körpereigenen Abwehrkräfte stärkt und Erkrankten die Möglichkeit gibt, aktiv ihrem Tumor den Kampf anzusagen.

Sport Häufigkeit ist individuell anzustimmen

Detaillierte Empfehlungen über die Häufigkeit der körperlichen Aktivität pro Woche wollen die Mediziner aus ihren Studienergebnissen nicht ableiten. Denn die Therapie von Krebspatienten ist ein komplexes Zusammenspiel von Krankheitsphase, Medikamenten, Chemotherapie und Bestrahlung. Die Sportart und –dauer muss individuell auf den Zustand des Patienten abgestimmt werden, so die Mediziner.

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