Luftverschmutzung: Millionen Menschen sterben jährlich an ihren Folgen
Eine neue Studie der WHO zeigt, dass Millionen von Menschen weltweit an Folgen der Luftverschmutzung sterben. Damit wird diese zum größten umweltbedingten Gesundheitsrisiko.
Neuen Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge liegt die Zahl der Toten durch Erkrankungen, die im Zusammenhang mit verschmutzter Luft stehen, für das Jahr 2012 bei sieben Millionen weltweit. Dies entspricht einem von acht Toten insgesamt. Laut der Direktorin der WHO-Abteilung für öffentliche Gesundheit und Umwelt, Maria Neira, sei Luftverschmutzung somit inzwischen „die größte umweltbedingte Gesundheitsgefahr“.
Häufigste Todesursachen sind Schlaganfälle und Erkrankungen der Herzkranzgefäße
Luftverschmutzung selbst ist keine direkte Todesursache. Vielmehr sind es dadurch ausgelöste Krankheiten. Dabei sind die häufigsten Todesursachen Schlaganfälle und Erkrankungen der Herzkranzgefäße, gefolgt von chronischen Lungenerkrankungen und Krebs. Die durch die WHO erfassten Menschen starben an Volkskrankheiten, die auch unabhängig von schlechter Luft zu den Haupttodesursachen weltweit zählen.
Die Schätzungen beruhen nicht auf einer wissenschaftlichen Studie, die die Folgen von Luftverschmutzung als Todesursache aufzeigt. Es geht lediglich um einen Vergleich von der Häufigkeit bestimmter Erkrankungen mit der Stärke an Luftverschmutzung in der Region, in der die Menschen lebten. Ein solcher Ansatz kann nicht erklären, ob auch andere Faktoren, wie etwa die Ernährung, Übergewicht oder erbliche Faktoren am Ende zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt geführt haben.
Etwa 85% der Todesfälle in Asien
Nach Angaben der WHO gab es die meisten Todesfälle in Asien. Insgesamt wurde in den Ländern China, Japan, Südkorea, Indonesien und den Philippinen 2012 die Zahl der Toten auf 5,9 Millionen Todesfälle geschätzt. Das sind etwa 85 % der weltweit angenommenen Tode. Die zu berücksichtigenden Faktoren setzen sich sowohl aus Luftverschmutzung von drinnen als auch von draußen zusammen, weshalb sich die Zahlen der einzelnen Schätzungen nicht einfach addieren lassen.
Mehr als die Hälfte aller Todesfälle lässt sich nach Angaben der WHO auf Luftverschmutzung in Häusern zurückführen, vor allem auf das Kochen mit Holz oder Kohle. Bei fast vier Millionen Menschen führte Luftverschmutzung im Freien, hauptsächlich durch Kohleheizungen und Autoabgase zum Tod. Bei diesen Verschmutzungen ist der sogenannte Feinstaub besonders schädlich, da kleinste Partikel tief in die Lunge gelangen können, wo sie Probleme verursachen. Einen direkten wissenschaftlichen Nachweis gibt es dafür bislang jedoch nicht.
Aktuelle Zahl doppelt so hoch wie bei Schätzung 2008
Noch 2008 lag die Zahl der geschätzten Toten bei der Hälfte der neuen Schätzung, weshalb Neira die neuen Zahlen „schockierend und beunruhigend“ nennt. Damals wurden 1,3 Millionen Tode durch Luftverschmutzung im Freien und 1,9 Millionen Tode durch Luftverschmutzung in Häusern vermutet.