Einsatz von Ritalin gegen ADHS gesunken
Immer noch streiten sich Experten darüber, ob ADHS einer medikamentösen Behandlung bedarf oder nicht.
Bis heute wird gegen die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung meist das umstrittene Medikament Ritalin eingesetzt.
Erstmals seit 20 Jahren ist der Verbrauch des Medikamentes geringfügig zurück gegangen.
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Zwei Prozent weniger als 2012
Gegen ADHS, auch bekannt als ‚Zappelphilipp-Syndrom‘ wird für gewöhnlich das umstrittene Medikament Ritalin eingesetzt. Es ist außerdem umstritten, ob die psychische Erkrankung überhaupt medikamentös behandelt werden sollte.
Scheinbar gibt es nun endlich eine Kehrtwende. Der Ritalin-Wirkstoff Methylphenidat wird sehr kritisch betrachtet. Dies ist auch daran zu erkennen, dass der Einsatz des Medikamentes erstmals seit 20 Jahren leicht gesunken ist, wie Walter Schwerdtfeger, Chef des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte oder kurz BfArM, nun mitteilte.
Im Jahr 2013 wurden 1803 Kilogramm des Ritalin-Wirkstoffs benötigt. Dies entspricht zwei Prozent weniger als noch im Jahr 2012. In den zehn Jahren davor hatte sich der Verbrauch des Medikaments verdreifacht.
Abwärtstrend in Sicht?
Von einer Abwärtstendenz könne man derzeit noch nicht sprechen, erklärte Schwerdtfeger. Dennoch sei der leichte Rückgang ein Zeichen dafür, dass der Einsatz von Methylphenidat kritisch betrachtet würde.
Ritalin hat starke Nebenwirkungen
Ritalin wird meist bei hyperaktiven Kindern eingesetzt. Das Medikament hat starke Nebenwirkungen. Appetitlosigkeit, Wachstumsstörungen und Herz-Kreislauf-Beschwerden können die Folge der Einnahme sein. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Kliniken und den Krankenkassen die Verordnung von Ritalin im Jahr 2010 eingeschränkt.
ADHS ist die häufigste psychische Störung bei Kindern und Jugendlichen
Die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung, die oft auch als Zappelphilipp-Syndrom bezeichnet wird, ist eine psychische Störung. Symptome sind Unaufmerksamkeit und impulsives Verhalten. Bei Kindern und Jugendlichen gilt ADHS als die häufigste psychische Störung. Diese Störung kann auch im Erwachsenenalter noch fortbestehen.
Hauptursache von ADHS
Die genaue Ursache von ADHS ist bisher noch unbekannt. Es wird jedoch vermutet, dass die Hauptursache der psychischen Störung in Veränderungen der Funktionsweise des Gehirns liegt. Wissenschaftler gehen außerdem davon aus, dass Umwelteinflüsse bei der Entstehung von ADHS beteiligt sein könnten.
Einer Studie, der Barmer GEK vom vergangenen Jahr, zufolge litten etwa 620.000 Kinder und Jugendliche an der Erkrankung. Davon waren 472.000 Jungen betroffen. Zusammen mit den Erwachsenen waren es 2013 750.000 Patienten.
Immer wieder wird darüber berichtet, dass die Diagnose ‚Zappelphilipp-Syndrom‘ zu schnell gestellt wird. Aus diesem Grund wird in regelmäßigen Abständen darüber diskutiert, ob Ritalin eingesetzt werden soll oder nicht.
Das BfArM vermutet, dass die Verbrauchszahlen vor 2013 sehr schnell anstiegen, weil teilweise Fehlbehandlungen vorlagen oder die Patienten übertherapiert wurden.
Verbrauch nahm seit 2000 stark zu
2000 stieg der Verbrauch des Ritalin-Wirkstoffs Methylphenidat um 91 Prozent an. In den acht Folgejahren nahm der Verbrauch jedes Jahr um 17 Prozent zu. Seit 2009 stieg er nur noch um etwa drei Prozent.
Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) ist die Zahl der Kinder zwischen 6 und 17 Jahren, im Zeitraum von 2009 bis 2012, die medikamentös gegen ADHS behandelt werden, um rund 3,4 Prozent gesunken.
Edda Würdemann, TK-Apothekerin, meint, dass die Vorsicht bei einer medikamentösen Behandlung von ADHS offenbar gewachsen sei.