China: 60 Prozent des Grundwassers verseucht
China scheint von einem Umweltskandal in den nächsten zu stolpern. Aktueller Untersuchungen zufolge hat das Land nun auch mit verunreinigtem Wasser zu kämpfen: 60 Prozent des Grundwassers ist zu verschmutzt, um es zu trinken.
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Industriemüll und Düngemittel verseuchen Land und Wasser
Die Wirtschaft boomt, die Umwelt leidet. Neben Städten voller Smog, verseuchten Agrarflächen ist nun auch das Grundwasser betroffen. Düngemittel, Müll und Industrieabfälle führen zu so starken Verunreinigungen, dass mehr als die Hälfte des Wassers im Land nicht mehr getrunken werden darf. Das ist das Ergebnis des Jahresberichts des chinesischen Umweltministeriums. An 59,6 Prozent der Stellen, an denen Proben genommen wurden, war das Wasser belastet. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Verschmutzung um knapp 3 Prozent zugenommen. Als Ursachen nennt der Bericht vor allem die Industrialisierung und die exzessive Verwendung von Düngemitteln.
„Krieg der Umweltverschmutzung“
Im März diesen Jahres hat Ministerpräsident Li Keqiang den „Krieg gegen Umweltverschmutzung“ ausgerufen, wenn auch eher als Reaktion auf den wachsenden Druck seitens der Bevölkerung. Diese fordert auch eine transparentere Informationspolitik. Der Umweltbericht ist einer der ersten geforderten Schritte. Auslöser für die gesteigerte Aufmerksamkeit gegenüber dem verseuchten Trinkwasser war eine Messung in der westlichen Stadt Lanzhou. Hier wurde ein extrem hoher Benzolanteil im Wasser gemessen, verursacht durch eine Pipeline, aus der Öl in das Trinkwasser gelangt. Ein ähnlicher Fall im Osten des Landes sorgte ebenfalls für Aufsehen und rückte das Problem der Verseuchung in den Fokus der Medien.
Gefahr einer Trinkwasserknappheit
Bereits im Februar hatten Experten im Earth Security Index darauf hingewiesen, dass China, ähnlich wie Indien, schon bald massive Wasserprobleme bekommen könnte. Und dem ist auch so wie die aktuellen Datenerhebungen zeigen. 60 Prozent des Grundwassers ist verschmutzt, und die Tendenz steigt stetig weiter an.
Auch Lebensmittelproduktion betroffen
Nicht durch die Wasserversorgung der Bevölkerung, sondern auch deren Lebensmittelproduktion könnte von dem Skandal getroffen werden. Laut dem Umweltministerium ist ein Fünftel der chinesischen Agrarfläche mit nicht organischem Schadstoffen wie Kadmium vergiftet.Die mit Schwermetallen belasteten Agrarflächen vernichten nach Schätzungen des chinesischen Umweltministeriums die jährlich rund zehn Millionen Tonnen Getreide vernichtet und zwölf Millionen kontaminiert.
Krieg um sauberes Trinkwasser
Das Problem der ungesicherten Trinkwasserversorgung ist nicht nur auf den asiatischen Kontinent begrenzt. Neben China und Indien haben auch der Nahe Osten sowie Nordafrika damit zu kämpfen. Nicht nur regional, auch global wird sich in den kommenden Jahren die Situation verschärfen: Besonders in den Schwellenländern wächst die Bevölkerung und die Ressourcen werden immer knapper. Die steigende Trinkwasserknappheit ist nicht nur ein erhebliches Versorgungsproblem für die Bevölkerung, sondern kann auch langfristig zu einem ernsthalten Sicherheitsproblem werden – bis hin zum Krieg um Trinkwasser.