Minimalismus im Leben bedeutet „weniger ist mehr“

6. Juni 2019
MinimalismusMinimalismus: einfaches minimalistisches Leben mit großer Wirkung

Minimalismus, eine trendige Lebenseinstellung, die von Amerika aus den europäischen Kontinent immer weiter erobert. Aber ist die minimalistische Lebensweise eine moderne Erfindung, oder sind ähnliche Einstellungen schon aus früheren Zeiten bekannt?

Was treibt Menschen mit unendlichen Konsummöglichkeiten zu einem einfachen Leben nach dem Motto „weniger ist mehr“?

Was versteht man unter Minimalismus?

Minimalistischer Lebensstil bedeutet bewusster Verzicht. Dinge, die nicht wirklich wichtig sind, werden beseitigt. Aber der Minimalismus betrifft nicht nur die materiellen Dinge. Die Vermeidung unnötiger Aufgaben und negativer Beziehungen führt zu einer neuen Freiheit im Kopf. Es kommt zu einer vollständigen Neuorientierung der Persönlichkeit. Minimalismus ist das Gegenteil von Konsum.

Geschichte des Minimalismus

In der Antike wurde Minimalismus als ein Teil von Askese betrachtet. Durch eine enthaltsame Lebensweise ohne Besitz wurde Selbstkontrolle praktiziert und materielle Begierden vermieden.

Bereits der Kynismus vertritt die Meinung, dass das Glück des Menschen nicht durch den Besitz von Dingen verursacht wird. Freiheit und Glück konnten nur durch Enthaltsamkeit und Abwenden von gesellschaftlichen Zwängen erreicht werden (Anthistenes, Diogenes von Sinope). Durch zielgerichtete Übungen sollte der Mensch immun gegen Luxus werden und so die einzig wahre Freiheit erreichen.

Die Schule der Stoa (Mark Aurel, Seneca) war wiederum der Ansicht, dass sich starke Empfindungen schädlich auswirken. Nur absolute Seelenruhe führt zum Glück. Luxusgüter und Konsumverhalten sind große Barrieren auf diesem Weg. Ein einfaches Leben nach der Devise „weniger ist mehr“ hat also eine lange Tradition.

Religiöse Askese Ausdruck minimalistischen Lebens

In der christlichen Askese wird die Ansicht vertreten, dass das Glück nur durch die Ausrichtung auf Gott, aber nicht durch materielle Güter erlangt werden kann. Der Wüstenvater Antonius zog sich vollständig in die Wüste zurück, um durch ein enthaltsames Leben Abhängigkeiten von materiellem Besitz zu vermeiden.

Auch der Hinduismus lehrt, dass die Beherrschung des eigenen Körpers nur durch Enthaltsamkeit und Verzicht erreicht werden kann. Somit kann Minimalismus in verschiedenen Formen als Teil vieler Religionen betrachtet werden. Ein minimalistisches Leben für sich muss jedoch nicht religiös begründet sein.

Weniger ist mehr als Fundament einfachen Lebens

Weniger ist mehr

Minimalismus in Religion Philosophie und der Hippie-Bewegung

1854 stellt der Philosoph Henry David Thoreau die Frage, ob es das Ziel des Lebens sein soll, nach immer mehr Besitz zu streben. Seine Antwort lautete: Je mehr es sich ein Mensch leisten kann, auf Dinge zu verzichten, umso reicher ist dieser.

1901 wurde in Berlin durch Studenten die deutsche Wandervogelbewegung ins Leben gerufen. Dem Statussymbol Besitz wurden geistige Begabungen gegenübergestellt. Der Aufenthalt in der Natur sollte körperlichen und geistigen Schäden vorbeugen.

In Amerika wird der einfache Lebensstil vor allem von Quäkern und Amish praktiziert. Teile dieser Lebensweise wurden von der Hippie-Bewegung in den sechziger Jahren übernommen, um sich gegen Autoritäten aufzulehnen. Der „Voluntary Simplicity“ gelangte von Amerika wieder nach Europa. Heute wird der minimalistische Lebensstil vor allem von Menschen gelebt, die sich wieder auf die wichtigen Dinge des Lebens besinnen wollen.

Wie funtioniert ein minimalistisches Leben?

Auch wenn es schwer fällt, einmal erworbene Dinge loszulassen, wird nach einiger Zeit durch den bewussten Verzicht das Wesentliche im Leben wieder mehr Raum einnehmen. Durch die Trennung von Unnötigem ist plötzlich wieder mehr Zeit und Platz vorhanden. Die Wohnung wird wieder zu einem glücklichen Zuhause.

1. Minimalistisch Wohnen: Möbel und Einrichtung

Möbel und technische Geräte werden nicht nur mit Geld bezahlt. Das Geld muss erst einmal durch Arbeit, die Lebenszeit aufbraucht, verdient werden. Hier muss sich jeder selbst klar werden: Ist es wichtig, den größten Fernseher und das teuerste Handy zu besitzen und dafür viele Wochen zu arbeiten?

Mit einem durchschnittlichen Nettogehalt arbeiten wir für teure technische Geräte einen ganzen Monat. Um einen Kaffe zu konsumieren muss ungefähr fünfzehn Minuten lang gearbeitet werden. Sobald dieser Aufwand im Bewusstsein abgespeichert ist, werden weniger Fehlkäufe getätigt.

2. Minimalistischer Einkauf

Unnötige Käufe rauben uns Lebenszeit. Wird das Kleidungsstück, das gerade in Aktion ist, wirklich benötigt, oder wird es nur im Kasten abgelegt und vergessen? Entstehen durch einen Kauf vielleicht sogar Folgekosten, die über Monate eine Belastung darstellen?

Jeder erworbene Gegenstand muss gelagert und gepflegt werden. Bereitet der Besitz aber auch wirklich Freude? Dinge, die mit Überlegung eingekauft werden, sind oft höher geschätzt als schnell und billig Erworbenes.

3. Ruhe und Freiheit

Müssen am Morgen vor der Arbeit noch schnell die Emails und Einträge auf Facebook gecheckt werden? Zur Abwechslung kann der Tag mit einem Ruheritual begonnen werden. Ein Erwachen mit Selbstbesinnung und einem genussreichen Frühstück baut Stress ab und bereitet auf den täglichen Alltag vor.

4. Minimalistisch essen und Stress vermeiden

Auch in der Küche gilt der Leitsatz: „Weniger ist mehr“. Der Kühlschrank muss nicht immer voll gefüllt sein. Wird beim Einkauf darauf geachtet, welche Lebensmittel benötigt werden, wird weniger weggeworfen und verschwendet. Die Nahrungsmittel, die aufwendig produziert werden, erhalten wieder die Wertschätzung, die sie verdienen.

Zusätzlich wird Stress abgebaut. Ein Blick in den Kühlschrank vor einem Feiertag oder dem Wochenende kann Panik auslösen. Hamstereinkäufe und lange Schlangen vor den Kassen der Geschäfte sind die Folge. Gefühle des Ärgers treten auf. Durch einen vorausschauenden Einkauf kann die unangenehme Situation und damit Stress vermieden werden.

5. Was versteht man unter minimalistischer Kleidung?

Die Kleiderschränke quellen über. Trotzdem werden ständig neue Kleidungsstücke gekauft, da diese ja gerade verbilligt sind. Eine minimalistische Mode spart Zeit, Geld und sorgt für mehr Platz im Kleiderschrank.

„Weniger ist mehr“ trifft hier dreifach zu. Viele billig erworbene Kleidungsstücke halten nicht lange und müssen früher ersetzt werden. Das strapaziert die Finanzen und schadet der Umwelt.

Nur wenige, qualitativ hochwertige und ganz bewußt erworbene Kleidung verschafft geistige Freiheit. „Was ziehe ich heute an?“ und langes Stöbern im Kleiderschrank entfallen. Die Emanzipation des Sein vom Schein kann Einzug erhalten.

Basics, die gut miteinander kombinierbar sind, sorgen für eine abwechslungsreiche Garderobe. Wird die Kleidung second hand erworben, schont das die Umwelt und spart Resourcen.

Methoden, die auf dem Weg zum Minimalismus helfen

Dinge, die wir später vielleicht einmal brauchen könnten, werden aufbewahrt. Da dieser Fall normalerweise nie eintritt, ist es das Beste, die überflüssigen Gegenstände loszuwerden. Ballast abwerfen macht glücklich!

1. Eat the frog first Methode

Das Prinzip der „Eat the frog firt“ Methode ist einfach. Mindestens ein geliebter Gegenstand wird ausgesucht und verkauft oder verschenkt. Die Hemmschwelle, sich von materiellen Dingen zu trennen wird gesenkt. Das nächste Mal fällt es leichter, sich von Sachen, die nicht täglich verwendet werden, zu trennen.

2. KonMari Methode

Nach dem Ordnen wird jeder Gegenstand überprüft, ob er positive Gefühle auslöst. Falls nicht, weg damit! Jede Kategorie wie zum Beispiel Putzmittel, Küchenutensilien, Bücher, Bekleidung, wird vollständig durchsucht, bevor die nächste Stufe in Angriff genommen wird.

Nach Beendigung der Prozedur befinden sich in der Wohnung nur noch wirklich benötigte Gegenstände. Die KonMari Methode eignet sich zum Integrieren in den Großputz.

3. Korbmethode

Unnötige Sachen, die nur Platz besetzen, werden in einen Korb gelegt. Das ist vereinfacht dargestellt die Korbmethode. Sobald der Korb vollständig gefüllt ist, werden die Dinge verkauft oder verschenkt. Mit jedem Gegenstand fällt Ballast von einem ab. Eine gute Methode des Loslassens.

4. Karton Methode

Ähnlich zur Korb Methode funktioniert die Karton Methode. Alle Gegenstände werden in Kartons geordnet. Dinge, die innerhalb einer Woche benötigt werden, werden herausgenommen und behalten. Alle anderen Gegenstände werden dauerhaft aussortiert und verkauft, verschenkt oder entsorgt.

Wie wirkt sich Minimalismus auf das Leben aus?

Bewussteres Leben bewirkt auch einen bewussteren Umgang mit anderen Menschen und der Umwelt. Rohstoffe und Nahrungsmittel werden nicht verschwendet, sondern sinnvoll eingesetzt. Die Schadstoffbelastung sinkt und das Klima wird geschützt.

Durch Vermeidung von Billigkäufen und mehrfache Nutzung von Kleidung können die Arbeitsbedingungen in den Herstellungsländern verbessert werden.

Mehr Zeit für sich selbst in der Natur hilft, negativen Stress abzubauen. Die körperliche und geistige Gesundheit verbessert sich. Das Selbstwertgefühl steigt. Der bewusstere Umgang mit anderen Menschen fördert gute soziale Kontakte.

Tipps für ein minimalistisches Leben

  1.  Nur längere Wege mit dem Auto fahren. Bewegung fördert die Gesundheit.
  2. Während des Einkaufens immer die Frage stellen, ob der Kauf nötig ist. Durch weniger Fehlkäufe gespartes Geld schenkt Lebenszeit.
  3. Soziale Kontakte auswählen: Nicht jede Freundschaftsanfrage in sozialen Medien muss positiv beantwortet werden. Echte Freunde, die gemeinsame Interessen teilen und bei Bedarf unterstützen, sind wertvoller als einige Hundert virtuelle Freunde. Werden soziale Medien nicht ständig genutzt, bleibt mehr Zeit für echte Menschen.
  4. Kochen mit frischen Nahrungsmitteln: Frische Zutaten sind billiger und gesünder als Fertiggerichte. Glück geht durch den Magen!
  5. Weniger Fleisch und mehr Gemüse essen: Die Reduktion des Fleischkonsum schont die Umwelt, fördert die Gesundheit und schützt Tiere.
  6. In die Natur gehen, entspannen und Zeit für sich selbst nehmen.
  7. Kaufen ohne Verpackungen erzeugt weniger Müll und schont die Umwelt.

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