Leben in Armut macht Kinder krank
Armut macht Kinder krank. Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt, dass hohe Obst –und Gemüsepreise mit einem gesteigerten BMI bei Kindern assoziiert sind. Ein hoher BMI signalisiert Übergewicht, eins der größten Risikofaktoren für die Gefährdung der kindlichen Gesundheit.
Armut ist quälend und belastend, und das besonders für Kinder. Während 12 Prozent aller deutschen Haushalte als arm gelten, liegt die Rate bei Familien mit Kindern bei 19 Prozent. Laut dem Deutschen Kinderhilfswerk leben rund 2,5 Millionen Kinder in Deutschland von Sozialhilfe. Sie sind oft nicht nur in Hinsicht auf Bildung und Freizeitaktivitäten benachteiligt, sondern auch in Bezug auf ihre Gesundheit. Eine Vielzahl an Studien belegt, dass ein gravierender Zusammenhang zwischen finanziellem Status der Familie und der Gesundheit der Kinder besteht.
Inhaltsverzeichnis
KIGGS Studie: Zusammenhang sozialer Status und Gesundheitszustand?
Die KIGGS-Studie, eine der größten nationalen Kinderstudien, weist etliche sozialbedingte Gesundheitsrisiken bei Kindern auf. Insgesamt wurden Daten von rund 17.650 Jungen und Mädchen zwischen 0 und 17 Jahren erfasst. Diese beinhalten den Gesundheitsstatus der Kinder, sowie Angaben zur Schulbildung der Eltern, deren Beruf und Nettoeinkommen.
Weniger Allergien, aber mehr Risikofaktoren
Zum einen weisen Kindern aus Familien mit niedrigerem sozialen Status seltener Allergien auf und sind öfter geimpft als Gleichaltrige aus höheren sozialen Schichten. Zum anderen haben die Kinder deutlich häufiger Zahnprobleme, können schlechter Stress abbauen, essen ungesünder und sind häufiger übergewichtig. Bereits vor der Geburt sind viele schon durch den Tabakkonsum der Mutter Nikotin ausgesetzt und greifen später öfter selbst zu Suchtmitteln.
Gesunde Ernährung in sozial höheren Schichten häufiger
Besonders in Bezug auf die Ernährung zeigen sich gravierende Unterschiede in Abhängigkeit des sozialen Status und Einkommen der Eltern. Beginnend bereits im Stillalter. Während Mütter mit höherem sozialen Status zu 90 Prozent stillen, tun es ihnen nur 67 Prozent der Mütter mit niedrigerem Sozialstatus gleich.
Arme Schulkinder essen weniger Obst und Gemüse
Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation stehen bei Schulkindern aus armen Familien frisches Obst und Gemüse immer seltener auf dem Speiseplan. Oft durch fehlendes Wissen, aber auch an Mangel an finanziellen Möglichkeiten. Eine aktuelle US-amerikanische Studie zeigt, dass ein Zusammenhang zwischen den steigenden Preisen für Obst und Gemüse und der zunehmenden Rate an Übergewicht bei Kindern besteht. Die Familien kaufen insgesamt weniger frisches Obst und Gemüse ein oder greifen zu günstigeren abgepackten Lebensmitteln, die leider oft hochkalorisch sind.
Empfohlene Mischkost mit Hartz IV nicht realisierbar
Das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) errechnete, dass mehr als ein Drittel der Kosten für eine gesunde Kinderernährung auf Obst und Gemüse entfallen. Betrachtet man den Leistungssatz von Hartz-IV-Empfängern, stehen Kindern täglich nur 2,57 Euro für Nahrung und Getränke zur Verfügung. Für Jugendliche ab 14 Jahren mit 3,42 Euro geringfügig mehr. Diese Beträge decken gerade einmal den Bedarf eines dreijährigen Kindes, errechnete das FKE. In einer Ganztagsbetreuung kostet eine warme Mahlzeit in der Regel zwischen 1,90 und 3,50 Euro – und entspricht somit fast dem gesamten Tagessatz. Ohne finanzielle Zuschüsse kann es passieren, dass sich Eltern von Kindern aus armen Familien das Mittagessen schlicht nicht leisten können. Besonders für die Kinder birgt dies viele weitere soziale Probleme.
Häufiger Übergewicht und gesundheitliche Folgen
Die oft unfreiwillige ungesunde Ernährung armer Familien führt, gepaart mit mangelnder Bewegung, besonders bei Kindern zu Übergewicht. Die KIGGS-Studie bestätigt diese Vermutung. Ihre Daten zeigen, dass Kinder aus Familien mit niedrigerem Sozialstatus häufiger dick sind. Übergewicht an sich ist nicht akut schädlich für die Gesundheit der Kinder, doch erhöht es die Wahrscheinlichkeit für Folgeerscheinungen wie Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen immens.