Hamburg und Berlin haben die meisten Hundertjährigen

10. April 2014
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Im Nordwesten Deutschland finden sich die Hotspots der Höchstaltrigen: Hier konzentrieren sich die über 100-Jährigen. Der Süden des Landes schneidet merklich schlechter ab.

Hamburg und Berlin sind Spitzenreiter im nationalen demographischen Vergleich. Menschen, die in diesen Städten geboren wurden, haben die größte Chance 105 Jahre oder älter zu werden. Das belegen aktuelle Zahlen, die vom Max-Planck-Institut für Demografische Forschung (MPIDR) in Rostock veröffentlicht wurden. Das Institut spricht von “regionalen Hotspots extremer Langlebigkeit”.

 

Geringste Lebenserwartung in Bayern

Untersucht wurden Menschen, die zwischen 1989 bis 2002 ein Alter von 105 oder mehr erreicht hatten, also Ende gegen des 19. Jahrhunderts geboren wurden. Bei der Auswertung zeigte sich, dass  entsprechend des Geburtsortes der Anteil der Höchstaltrigen in nordwestlichen Regierungsbezirken um mehr als 50 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt. In Bayern hingegen erreicht er stellenweise kaum die Hälfte. So bleibt Oberbayern um 63 Prozent hinter dem Mittelwert zurück, München um 6 Prozent. Die Regierungsbezirke Hannover (+53%) und Schleswig-Holstein (+52%) sind Spitzenreiter außerhalb der Metropolen. Die meisten Uralten leben in den Großstädten Hamburg (+72%) und Berlin (+59%).

Sesshaftigkeit als Rezept für langes Leben?

Genau erklären können die MPIDR-Demografen Sebastian Klüsener und Rembrandt Scholz sich die Beobachtungen nicht. Auffällig war dennoch, dass viele der über 105-Jährigen in der Nähe ihres Geburtsortes starben. „Die Höchstaltrigen scheinen überraschend sesshaft gewesen zu sein“, sagt der federführende Demograph Sebastian Klüsender. Mehr als die Hälfte der untersuchten Menschen verbrachte ihr Lebensende nicht weiter als 25 Kilometer von ihrem Geburtsort entfernt. „Obwohl das 20. Jahrhundert geprägt war von  Turbulenzen und Verwerfungen, war der Lebensmittelpunkt für die meisten Höchstaltrigen zu Beginn und zum Ende des Lebens fast identisch“.

Berlin: Insel der Alten

Neben der Sesshaftigkeit sehen die Wissenschaftler in der ausgeprägten medizinischen Versorgung der Großstädte einen klaren Vorteil gegenüber ländlicheren Regionen. Gerade in Berlin herrscht trotz der beiden Weltkriege ein „Langlebigkeitswunder“: Die Hauptstadt wirkt wie eine Insel der Alten, umgeben von Brandenburg, das 28 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegt.

Anders sieht die Situation für junge Berliner aus. Denn in den vergangenen 40 Jahren konnten die Hauptstädter weder bei der Geburt noch im Alter von 65 Jahren mit einer überdurchschnittlich hohen Lebenserwartung rechnen. Bessere Chancen auf ein hohes Alter gelten erst wieder ab 80 Jahren. Nicht nur die Berliner,  auch der Durschnittsdeutsche wird stetig älter. Menschen, die länger als ein Jahrhundert leben, werden hierzulande bald keine Außnahme mehr sein. Denn die Zahl der Hundertjährigen habt sich in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren nach Schätzungen des Rostocker Instituts etwa verzehnfacht.

Insgesamt liefern die Studienergebnisse leider kein allgemein gültiges Geheimrezept fürs Altwerden. Noch ist unklar, was Menschen uralt werden lässt: Sind es die Gene oder ist primär die Umgebung verantwortlich? Eine Tendenz ist allemal erkennbar: Sesshaftigkeit, also tiefe Verbundenheit mit einem Ort, der die entscheidenden Phasen des Lebens begleitet, verbindet die meisten Hundertjährige miteinander und scheint ein wahrer Überlebensvorteil zu sein.

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