LSD findet Einsatz in der Therapie Todkranker

22. April 2014
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In den Dreißigern entdeckt, in den Sechzigern gefeiert, in den Siebzigern verboten: Lysergsäurediethylamid, kurz LSD, gehört zu den weltweit bekanntesten Drogen. Doch nicht nur seine stimmungsaufhellende Partywirkung sorgt für Gesprächsstoff, auch sein möglicher Einsatz in der Psychotherapie. Ein Schweizer Wissenschaftler hat interessante Ergebnisse hierzu veröffentlicht.

Fast vierzig Jahre war LSD in der Wissenschaft tabu. Viele Jahre kämpfte der Schweizer Peter Gasser darum, die Wirkung einer LSD-gestützten Psychotherapie zu erforschen. 2007 erhielt er die Erlaubnis und veröffentlichte kürzlich seine ersten Ergebnisse im Fachmagazin Journal of Nervous and Mental Disease.

LSD bei Angstzuständen im Angesichts des Todes

Die Ergebnisse Gansers Studie sind allein dadurch eine Sensation, dass es sie gibt. In den USA bereits seit 1966 als Reaktion auf den Abusus während der Hippiebewegung verboten, zogen andere Länder schnell nach. In Deutschland ist LSD seit 1971 „nicht verkehrsfähig“. 1973 war es das letzte Mal erlaubt, dass Patienten mit LSD behandelt werden durften.

Gasser widmete sich mit seiner Behandlung Patienten, die im Endstadium an Krebs erkrankt sind. Fünf der zwölf Patienten sind inzwischen verstorben. Die Patienten litten unter starken Angstzuständen. Das LSD sollte für mehr Gelassenheit im Angesichts des Todes sorgen und den Patienten helfen mit ihrer Angst umzugehen. „Wie gehe ich mit der Endlichkeit des Lebens um? Was will ich mit der verbleibenden Zeit anfangen, wen will ich treffen, wen meiden? Solche Fragen sind am Ende wichtiger als die Angst vor dem Tod“, sagt Peter Gasser gegenüber der Zeit.

Spirituelle Erleuchtung durch LSD

LSD, dessen Grundform Lysergsäure im Mutterkornpilz, einem Getreideparasiten, vorkommt, wurde 1943 von Albert Hoffmann entdeckt. Bereits geringe Mengen nehmen Einfluss auf die Psyche und verändern die Wahrnehmung. Das Erinnerungsvermögen wird nicht beeinflusst, der Konsument ist sich des Geschehens bewusst. Im Gehirn bindet das LSD an spezifische Rezeptoren und steigert die Intensität, mit der der Moment erlebt wird. Manche LSD-Konsumenten betrachten sich selbst von außerhalb ihres Körpers, andere erleben eine spirituelle Erleuchtung.

LSD in der Therapie als Mittel zum Zweck

Gasser behandelt seine Patienten in Einzelsitzungen, reicht ihnen die Droge unter Beobachtung und begleitet sie mit meditativer Musik beim Übergang in den Rausch. Für den Psychotherapeuten ist die Substanz selbst nur Mittel zum Zweck, sie ermöglicht den Patienten tiefe Einblicke in ihr tiefsten Inneres zu erlangen. Welche Art der Gefühle, ob positiv oder negativ, der Rausch hervorbringt, kann man im Voraus nicht sagen. Durch den Einsatz der Substanz gelangt man jedoch ““schnell an die entscheidenden Punkte“, erklärt Gasser. Diese entscheidenden Punkte treiben den Erfolg der tiefenpsychologischen Therapie stark voran.

Angst vor dem Tod merklich gelindert

Im Rahmen seiner Studie verabreichte Gasser zwölf Patienten eine wirksame LSD Dosis, eine Kontrollgruppe erhielt ein Placebo. Auch wenn das Ergebnis durch die geringe Probandenzahl keine statistische Aussagekraft hat, lässt es sich dennoch sehen und regt zum Nachdenken an:  Während in der Kontrollgruppe die Angstsymptome stärker wurden, wurden sie in der LSD-Patientengruppe merklich gelindert. Der Effekt hielt mindestens ein Jahr an.

Auch wenn es noch Jahrzehnte dauern wird, bis LSD als Medikament anerkannt und eingesetzt wird, hat Gasser mit seiner kleinen Studie die Tür in der Debatte um die Droge einen Spalt weiter geöffnet. Er selbst glaubt stark an das medizinische Potenzial der Substanz und wird sich auch zukünftig dafür einsetzen Kollegen sowie Gesetzgeber davon zu überzeugen.

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