DAK-Report: Leistungsdruck sorgt für zunehmenden Tablettenkonsum

24. März 2015
Mediakment RitalinImmer mehr Deutsche nehmen leistungsfördernde Medikamente

Der zunehmende Leistungsdruck in der Gesellschaft sorgt dafür, dass immer mehr Arbeitnehmer zu Tabletten greifen, um dem Arbeitsdruck noch gewachsen zu sein. In der Psychologie hat sich hierbei der Begriff des Gehirndopings etabliert. Im wissenschaftlichen Sinne wird dieser Begriff auch als Cognitive Enhancement bezeichnet. Der jüngste DAK-Report offenbart, dass die Anzahl derjenigen Arbeitnehmer, die bereits Tabletten zur Steigerung der Leistungsfähigkeit genommen haben in den vergangenen Jahren stark angestiegen ist.

DAK-Report: Steigerung der Medikamenteneinnahme zur Leistungssteigerung

Demnach sollen bereits rund drei Millionen Personen verschreibungspflichtige Medikamente zur Leistungsförderung eingenommen haben. Der Report der DAK sieht etwa zwei Prozent der Versicherten, die regelmäßig Medikamente zum Hirndoping nutzen. In Bezug auf die Gesamtzahl aller Erwerbstätigen sind dies moderate Zahlen. Rund 80 Prozent der in dem DAK-Report befragten Personen lehnen das Einnehmen leistungssteigernder Medikamente sogar generell ab. 10 Prozent der befragten Personen können sich die Einnahme vorstellen, sehen allerdings aufgrund der vorhandenen Nebenwirkungen deutliche Risiken und sind deshalb mit der Einnahme sehr zurückhaltend.

Zu den so genannten Neuroenhancement-Medikamenten zählen unter anderem Medikamente zur Behandlung von Schlafstörungen und Aufmerksamkeitsstörungen, Depressionen sowie zur Behandlung von Demenz. Insbesondere die starken Nebenwirkungen gelten dabei als Problem. Neben Störungen wie Unruhe und Schlafstörungen, können aber auch Herz-Rhythmus-Störungen durch die Medikamente ausgelöst werden. Anders als zu erwarten wäre, sind es insbesondere Arbeitnehmer mit nur geringer Qualifikation, die zu leistungssteigernden Medikamenten greifen. Eigentlich wäre es zu erwarten, das gerade Person mit einer guten Ausbildung, die geistig anspruchsvolle Arbeit leisten müssen, zu Gehirndoping greifen.

Das Gegenteil ist allerdings der Fall. Als Begründung wird seitens der Wissenschaft angegeben, dass gerade ein sicherer Arbeitsplatz das Risiko zur Einnahme von leistungssteigernden Medikamenten senken würde. Dies trifft insbesondere auf gut ausgebildete Arbeitnehmer zu. Dementsprechend ist die Angst hinsichtlich der eigenen Leistungsfähigkeit mit anderen Arbeitnehmern nicht mehr mithalten zu können, gerade bei schlecht ausgebildeten Personal und dabei bei Personen mit nur unsicheren Arbeitsplätzen besonders stark ausgeprägt. Insbesondere bei der Stressbewältigung wird Gehirndoping besonders häufig eingesetzt.

Gehirndoping als Arzneimittelmissbrauch

Der DAK-Report spricht im Zusammenhang mit dem Gehirndoping von Arzneimittelmissbrauch und unterscheidet dabei zwischen Personen, die derartige Medikamente aufgrund einer psychischen Erkrankung einnehmen und solchen Personen, die ohne ersichtlichen Grund zu derartigen Medikamenten greifen. Experten sehen derweil in dieser Kausalität einen Fehler.

Denn sobald ein niedergelassener Arzt eine psychische Diagnose stellt und ein Rezept für eines der als Gehirndoping eingestuften Medikamente ausstellt, zählt die Einnahme der Medikamente nicht mehr zum Gehirndoping, sondern dient im Rahmen der Therapie zur Heilung der psychischen Störung. Dabei ist die Wirkung des Medikaments auch bei diagnostizierter psychischer Störung dieselbe.

Insbesondere die Tatsache, dass zahlreiche psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Aufmerksamkeitsstörungen hinsichtlich ihres Erkrankungsbildes einen fließenden Übergang zeigen, dokumentiert, dass Medikamente zur Förderung der Leistungsfähigkeit vielfach nur nach außen hin aufgrund einer psychischen Erkrankung eingenommen werden, insgeheim aber zur Leistungssteigerung dienen. Um das Medikament auf legale Art und Weise einnehmen zu können, wird dann oftmals eine psychiatrische Diagnose seitens der Patienten unterstellt.

Alternativen zu leistungssteigernden Medikamenten

Experten raten indes statt zu leistungssteigernden Medikamenten zu greifen besser alternative Methoden wie Yoga oder Sport anzuwenden. Beide können den Stresslevel senken und dadurch gleichsam auf natürliche Art und Weise die Leistungsfähigkeit steigern. Insbesondere hinterfragt die DAK-Studie auch inwieweit das gesamte Umfeld der beruflichen Tätigkeit die Notwendigkeit einer Veränderung zulassen sollte. Letztlich ist es offensichtlich, dass psychische Erkrankungen immer weiter zunehmen und dadurch auch das gesamtgesellschaftliche Leistungsspektrum sinkt. Insbesondere der Umgang mit dem immer stärker werdenden Leistungsdruck muss einer neuen Definition zugeführt werden. Im Hinblick auf die Spätfolgen der stimulierenden Medikamente ist zu erwähnen, dass diese aufgrund der Nebenwirkungen zum Teil mehr Schaden anrichten als sie nützen.

Neuroenhancement-Medikamente: Das Beispiel Ritalin

Einige Experten sprechen sogar im Zusammenhang mit der Nutzung von Neuroenhancement- Medikamenten von einer Placebo-Wirkung. Insbesondere leistungssteigernde Medikamente wie Methylphenidat werden sehr häufig eingenommen. Methylphenidat, besser bekannt unter dem Begriff Ritalin, zählt dabei zu den sehr häufig eingesetzten stimulierenden Medikamenten. Bereits Kinder nehmen das Medikament ab einem Alter von sechs Jahren ein. Dabei muss eine Untersuchung anhand der so genannten DSM-IV-Kriterien beziehungsweise der ICD-10-Richtlinien im Hinblick auf die zu stellende Diagnose ebenso wie eine genaue Anamnese durchgeführt werden. Insbesondere bei Hyperaktivität und emotionaler Labilität, aber auch bei einem Aufmerksamkeitsdefizit wird Ritalin beziehungsweise Methylphenidat eingesetzt.

Bei Kindern kann die dauerhafte Anwendung zu einer Verzögerung des Wachstums und zu einem reduzierten Körpergewicht führen. Auch wirkt das Medikament als Appetitzügler. Als weitere Nebenwirkungen sind unter anderem Übelkeit und Sodbrennen zu erwähnen. Aber auch Erbrechen und Oberbauchbeschwerden sind als Nebenwirkungen bekannt. Neben den körperlichen Nebenwirkungen die unter anderem auch die Entwicklung von Ödemen sowie Haarausfall umfassen können, sind insbesondere die neurologischen und psychiatrischen Nebenwirkungen bemerkenswert.

Neben depressiver Verstimmung und aggressivem Verhalten kann sich unter anderem auch ein Drehschwindel entwickeln. Es können sich auch Zeichen einer verminderten Libido darstellen und es kann zu einem übermäßigen Schwitzen kommen. Aber auch visueller Halluzinationen und akustische Halluzinationen, eine Manie oder einer Psychose, Lethargie, Schläfrigkeit und depressive Verstimmung sind als Nebenwirkungen dokumentiert. Zudem wurden vermehrte Suizidgedanken und unternommene Suizidversuche als Nebenwirkungen dokumentiert.

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