Heilpraktiker Ausbildung: Großer oder Kleiner Heilpraktiker werden?

8. Mai 2019
HeilpraktikerSo lange dauert die Heilpraktiker Ausbildung und soviel kostet sie

Der Beruf Heilpraktiker ist für viele ein Traumberuf. Insbesondere wer kein Abitur hat, kann den Beruf trotzdem erlernen und darf als Heilpraktiker Krankheiten selbstständig behandeln wie ein Arzt.

Es gelten lediglich Ausnahmen im Bereich bestimmter gynäkologischer Erkrankungen, meldepflichtiger Infektionskrankheiten und im Bereich der Zahnmedizin. So lange dauert die Ausbildung und mit diesen Kosten ist zu rechnen.

Voraussetzungen und Kosten der Heilpraktiker Ausbildung

Die Ausbildung zum Heilpraktiker setzt ein Mindestalter von 25 Jahren voraus. Gut ist es, wenn der Schüler eine medizinische Vorbildung beispielsweise im Rahmen einer absolvierten Ausbildung zur Gesundheits-und Krankenpflegekraft oder als Physiotherapeut besitzt. Eine medizinische Vorbildung ist jedoch keine Voraussetzung, um den Beruf des Heilpraktikers zu erlernen.

Die medizinische Vorbildung erleichtert allerdings den Zugang zu den Ausbildungsinhalten. Weitere Voraussetzung um Heilpraktiker zu werden, ist in der Regel die deutsche Staatsangehörigkeit. Dies gilt jedoch nicht in allen Bundesländern. Je nach Bundesland wird nicht immer die deutsche Staatsangehörigkeit vorausgesetzt.

Angehende Heilpraktiker müssen für ihre Ausbildung mit Kosten in Höhe von mehreren tausend Euro rechnen. Abhängig von Dauer und Ausbildungsort können die Ausbildungskosten geringer oder höher ausfallen.

Soviel kostet die Heilpraktiker Ausbildung

Die Kosten für die Heilpraktiker Ausbildung variieren teils stark, da diese je nach der Vorbereitung auf die amtsärztliche Prüfung unterschiedlich hoch sein können. Wird eine Heilpraktikerschule besucht, kann die Ausbildung je nach Institut mehrere 1000 Euro kosten.

Bereiten Sie sich auf die amtsärztliche Prüfung im Rahmen eines Selbststudiums oder Fernstudiums oder durch Videokurse vor,  lassen sich die Kosten auf wenige hundert Euro minimieren. Hinzu kommen die Prüfungskosten vor dem Gesundheitsamt. Diese sind nicht einheitlich, sondern je nach Stadt, Bundesland und Landkreis unterschiedlich.

Eignungsprüfung für den Beruf als Heilpraktiker

Zudem muss die Zuverlässigkeit zur Ausführung des Berufes gegeben sein. Die Zuverlässigkeit ist beispielsweise dann in der Regel nicht anzunehmen, wenn eine Drogenabhängigkeit oder Alkoholabhängigkeit vorliegt oder sonstige “sittliche Zuverlässigkeiten” nicht gegeben sind.

Zudem darf keine gesundheitliche Einschränkung vorliegen. Die wichtigste Voraussetzung um Heilpraktiker zu werden ist die bestandene Prüfung vor dem jeweiligen Gesundheitsamt. Nur wer diese Prüfung besteht (schriftlicher und mündlicher Teil) darf nach dem Heilpraktikergesetz die Heilkunde ausüben (Vgl. § 1 Heilpraktikergesetz).

Als weitere Voraussetzung gilt, dass Sie einen festen Wohnsitz besitzen müssen und das Gewerbe nicht mobil ausüben dürfen.

So lange dauert die Heilpraktiker Ausbildung

Wird die Prüfung an einer Heilpraktikerschule absolviert, dauert die Ausbildung zum staatlich anerkannten Heilpraktiker in der Regel bis zu drei Jahren. Wenn Sie die Ausbildung in Vollzeit absolvieren, ist es auch in einem Jahr möglich. Die Ausbildung ist in Vollzeit, Teilzeit, in Wochenendunterricht oder in Abendkursen möglich.

Anders als bei anderen Ausbildungen ist jedoch keine Anwesenheitspflicht in einer Schule notwendig, da nur die erfolgreich abgeschlossene Überprüfung vor dem Gesundheitsamt Relevanz besitzt.

Das sind die Inhalte der Heilpraktiker Ausbildung

Wenn Sie die  sogenannte große Heilpraktikerprüfung absolvieren, dann sind die wesentlichen Lerninhalte folgende:

  • Anatomie des Menschen
  • Physiologie
  • Pathophysiologie
  • Infektionslehre
  • Krankheitslehre
  • Gesetzeskunde
  • Psychologie und Psychopathologie
  • Notfallmedizin
  • Pharmakologie
  • Diagnose und Therapien
  • Durchführung von Injektionen sowie Labordiagnostik

Daneben gibt es noch eine grundlegende Einführung in manuelle Verfahren, hierzu zählt beispielsweise die Osteopathie. Zudem lernen Sie invasive Verfahren, hierzu zählen beispielsweise die Akupunktur oder die Injektion. Schließlich lernen Sie sogenannte energetische Verfahren wie die Homöopathie oder die Bachblüten-Therapie kennen.

Ausbildung zum kleinen Heilpraktiker

Wenn Sie  die Ausbildung zum sogenannten kleinen Heilpraktiker, auch Heilpraktiker Psychotherapie genannt, absolvieren, lernen Sie ausschließlich Psychologie und Psychopathologie sowie die in dem Bereich wichtigen grundlegenden Diagnose- und Therapiemöglichkeiten und Gesetzeskunde.

Der Unterschied des kleinen Heilpraktiker im Vergleich zum großen Heilpraktiker besteht also in der Spezialisierung auf psychologische Komponente.

Heilpraktiker Ausbildung per Fernstudium

Da für die Ausbildung beziehungsweise die Vorbereitung für die amtsärztliche Prüfung keine Anwesenheitspflicht besteht, ist es auch möglich, sich mit entsprechender Literatur im Rahmen eines Fernstudiums oder beispielsweise durch das Studium von Lernvideos auf die amtsärztliche Prüfung vorzubereiten.

Mehrere Anbieter haben sich auf Fernstudienkurse für die Ausbildung zum Heilpraktiker spezialisiert. Grundsätzlich ist es aber auch möglich, anhand der geforderten Ausbildungsinhalte entsprechende Fachliteratur zu kaufen und diese selbsttätig zu lernen.

Heilpraktiker für Psychotherapie

Wenn man vom sogenannten kleinen Heilpraktiker oder dem Heilpraktiker für Psychotherapie spricht, dann meint dies, dass Sie ähnlich wie ein Psychologe Gesprächstherapie anbieten dürfen.

Im Gegensatz zu einem approbierten Psychologen beziehungsweise Psychotherapeuten müssen Sie bei der Benennung immer den Zusatz „nach Heilpraktikergesetz“ angeben. Dies betrifft sowohl das Praxisschild als auch die Visitenkarten beziehungsweise das Briefpapier.

Die Ausbildung zum Heilpraktiker Psychotherapie bezieht sich ausschließlich auf die Lerninhalte im Fachgebiet Psychologie und Psychopathologie. Daneben sind einige Kenntnisse im Sinne der Gesetzeskunde notwendig und zu verinnerlichen. Denn Sie müssen ihre Kompetenzen und deren Abgrenzung zu approbierten Psychologen und Psychotherapeuten kennen und in der Praxis zwingend anwenden.

Unterschied zum großen Heilpraktiker

Anders als bei der Ausbildung zum Großen Heilpraktiker dürfen Sie als Heilpraktiker Psychotherapie nur psychotherapeutisch behandeln und keine Diagnosen und Behandlungen im Bereich von Infektionskrankheiten oder sonstige Diagnostik und Therapie eines regulären Heilpraktikers durchführen.

Der große Heilpraktiker darf, wie Sie als Heilpraktiker Psychotherapie, grundsätzlich auch psychotherapeutisch behandeln.

Heilpraktiker Psychotherapie: Vor-und Nachteile

Der Vorteil der Ausbildung zum Heilpraktiker Psychotherapie ist der, dass die Ausbildungsinhalte reduziert sind und dadurch die Ausbildung zum Heilpraktiker Psychotherapie schneller zu absolvieren ist. Die Nachteile liegen darin, dass ausschließlich im Bereich der Psychotherapie behandelt werden darf.

Sektoraler Heilpraktiker Physiotherapie

Der Heilpraktiker für Physiotherapie, auch sektoraler Heilpraktiker genannt, stellt eine Sonderform der Heilpraktikerausbildung dar. Grundvoraussetzung für diese Form des Heilpraktikers ist eine abgeschlossene Ausbildung zum Physiotherapeuten. Anders als reguläre Physiotherapeuten dürfen Heilpraktiker für Physiotherapie Erstdiagnosen stellen und eine darauf aufbauende selbsttätige Therapie verordnen.

Die Begrenzung der Kompetenzen der Heilpraktiker für Physiotherapie liegen ausschließlich im Bereich der physiotherapeutischen Behandlung. Ähnlich wie die Heilpraktiker für Psychotherapie dürfen die sogenannten sektoralen Heilpraktiker Physiotherapie ausschließlich auf seinem Fachgebiet praktizieren.

Gesundheitsamt prüft nach Aktenlage

Anders als bei der regulären Ausbildung zum Großen Heilpraktiker kann die des sektoralen Heilpraktiker in bestimmten Heilpraktikerschulen ohne schriftliche Prüfung vor dem Gesundheitsamt “nach Aktenlage” anerkannt werden. Die Regularien zur Anerkennung nach Aktenlage hängen vom Gesundheitsamt der jeweiligen Kreise ab. Ungeachtet dessen ist in den entsprechenden Heilpraktikerschulen eine schriftliche Prüfung zu absolvieren.

Heilpraktiker: Die amtsärztliche Prüfung

Die amtsärztliche Prüfung besteht aus einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung. Zur mündlichen Prüfung werden Sie allerdings nur dann eingeladen, wenn Sie die schriftliche Prüfung erfolgreich absolviert haben. Der schriftliche Teil umfasst in der Regel 60 Fragen, die im Multiple-Choice-Verfahren zu beantworten sind.

Mindestens 75 % der gestellten Fragen müssen richtig beantwortet werden. Die mündliche Prüfung wird vom jeweiligen Amtsarzt und mehreren Beisitzern durchgeführt. Die Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung Heilpraktiker oder Heilpraktiker Psychotherapie wird nur dann erteilt, wenn sowohl die schriftliche wie auch die mündliche Prüfung erfolgreich bestanden wurden.

21 von 28 Fragen müssen richtig sein

Beim Kleinen Heilpraktiker für Psychotherapie ist die Beantwortung von 28 Fragen notwendig. Davon müssen mindestens 21 Fragen richtig beantwortet werden, um die Prüfung zu bestehen. Auch hier gibt es eine mündliche Prüfung.

Hier die aktuelle Bekanntmachung von Leitlinien zur Überprüfung von Heilpraktikeranwärterinnen und -anwärtern nach § 2 des Heilpraktikergesetzes in Verbindung mit § 2 Absatz 1 Buchstabe i der Ersten Durchführungsverordnung zum Heilpraktikergesetz

Heilpraktiker geworden: Und nun?

Wenn Sie die Prüfung vor dem Gesundheitsamt erfolgreich abgeschlossen haben, dann können Sie sich mit einer eigenen Praxis selbstständig machen. Sie können aber auch in einer Gemeinschaftspraxis tätig werden.

Wenn Sie beispielsweise eine Vorausbildung als Gesundheits-und Krankenpfleger/in besitzen oder als Physiotherapeut tätig sind, können Sie auch in einer Klinik, die auf dem Bereich der Anthroposophie spezialisiert ist, tätig werden.

Heilpraktiker Zusatzausbildung

Sie können zudem Zusatzausbildungen wie Akupunktur, Manuelle Therapie oder Osteopathie, Homöopathie oder Phytotherapie absolvieren. Auch ist eine Spezialisierung auf dem Gebiet der Hypnosetechnik möglich. Als Bestandteil mittlerweile anerkannte alternativer Heilmethoden versprechen diese Disziplinen ein gutes Auskommen.

Zu den beliebtesten Behandlungsmethoden bei Patienten in Deutschland gehören folgende alternative Heilverfahren:

  • Osteopathie
  • Hypnose
  • Homöopathie
  • Akupunktur
  • Manuelle Therapie

Verband für Heilpraktiker in Deutschland mit Ausbildungsschulen

In Deutschland sind etwa 35.000 Heilpraktiker niedergelassen und sind in einem der folgenden 11 Verbände organisiert. Diese Heilpraktikerverbände sind die Interessensverteter der praktizierenden Heilpraktiker und gleichzeitig Organisatoren der heilpraktikerschulen:

  • ADHV Allgemeiner Deutscher Heilpraktikerverband e.V.
  • BDN Berufsverband Deutsche Naturheilkunde e.V.
  • BDH Bund Deutscher Heilpraktiker e.V.
  • BDHN Bund Deutscher Heilpraktiker und Naturheilkundiger e.V.
  • FDH Fachverband Deutscher Heilpraktiker e.V.
  • Freie Heilpraktiker e.V. Berufs- und Fachverband
  • FVDH Freier Verband Deutscher Heilpraktiker e.V.
  • UDH Union Deutscher Heilpraktiker e.V.
  • VDH Verband Deutscher Heilpraktiker e.V.
  • VHD Verband Heilpraktiker Deutschland e.V.
  • VUH Verband Unabhängiger Heilpraktiker e.V.

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